Da sich die Glomser sehr zurückhalten - Ausnahme: Mariella - und ich nicht will, dass ich der Einzige bin, der etwas für die Homepage schreibt, werde ich hier einige Gastkommentare veröffentlichen. Ich hoffe, dass sich jetzt auch die Glomser aufraffen können, selbst etwas beizutragen.

Andi Bichl über den Vienna City Marathon
Paul Richter über Puchberg
Thomas Gössl über Balingen - Bang Your Head 2000 (ist zwar kein Gastkommentar, aber ich wusste nicht, wohin damit)

Balingen - Bang Your Head 2000                               top

Das war Balingen 2000:

0 Liter Benzin hatten wir wahrscheinlich noch im Tank, als wir bei der Heimfahrt endlich eine Tankstelle fanden
1 Super-Wochenende bei bester Stimmung, obwohl den Piefkes zum Thema Österreich nur Haider und Anton aus Tirol einfallen
1er, der auszog, den Prolo raushängen zu lassen, was auch gelang "Es Scheiß-Piefkonen" "Zöt niedareissn - Gnack o"
1 passendes Liedchen um 2 Uhr in der früh bei 2 1/2 Promille: "Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei!"
1 genialer Streich von Erwin und mir: wir schicken Rene bei McDonald´s Platz reservieren und kaufen uns inzwischen was zu essen, nehmen ihm aber nichts mit
2 Tage bei bester Musik und vielen interessanten und ergiebigen CD-Verkaufsständen (samt Metal-Börse am Sa)
2 Promille hatte Erwin in der ersten Nacht, als er beim Versuch, es zu betreten, aufs Zelt fiel - was es aber überraschenderweise aushielt
3 Promille hatte er in der zweiten Nacht, als ihm im Zelt plötzlich schlecht wurde, er aber den Reißverschluss nicht fand - ist aber zum Glück nichts passiert
3 Waldviertler erobern Baden-Württemberg
3 mal überschlagen und Gnack o für den, der das Zelt niederreißt
3 mal übernachten im Zelt
4 Tage samt An- und Abreise
4 Elfer verschossen die Holländer, bevor sie den ersten reintrafen
4 Promille hatte ein junger Mann um 11 Uhr vormittags, als er uns sagte, dass er gestern die Headliner verschlafen hatte, aber heute durchhalten wolle
4,50 Mark für einen Pfiff (oder wars ein Seidl) sind doch etwas viel
5 °C in den ersten beiden Nächten sind dagegen etwas wenig
5 Mark für eine LP - wer kann sich da zurückhalten?
5 Meter lang war die Schlange vor dem McD-Klo im Durchschnitt
6 hatten wir keinen
7 Stunden reine Fahrzeit pro Strecke
8 Stunden mitsamt Pausen
10 Leute haben mehr als nur ein paar Worte mit uns gewechselt, davon 7 Vollidioten
13 Stunden durchgehend Konzerte pro Tag (10 bis 23 Uhr), danach After-Show-Party im Festzelt direkt neben unserem Zelt, das heißt: auch zum Einschlafen gibts Musik-Untermalung
22 Bands - und fast alle urleinwand
30 km mit Benzinwarnleuchte gefahren - ein Super-Nervenkitzel; Schuld dran sind die Deutschen, die zwar eine Tankstelle ankündigen, aber nicht dazu schreiben, dass man die Autobahn verlassen muss, um zu ihr zu kommen
50 CDs und LPs haben wir uns an den zwei Festival-Tagen zugelegt
50 m neben unserem Zelt war der Eingang zum Festival-Gelände, optimaler Platz!
50 km lang keine Tankstelle auf der Autobahn und die Benzinanzeige schon im roten Bereich
54 Krügerl Bier, davon eines für mich
120 Dezibel bringen auch den abgebrühtesten Körper zum Vibrieren
760 Schilling kostete eine Eintrittskarte
1300 km An- und Rückreise, aber das war´s wert
2001 fahren wir wieder hin
20000 Prolos und wir drei Normalen: ein Riesenspaß

Rennbericht von Paul Richter über den Top6 MTB-Marathon in Puchberg am 18. 6. 2000                               top

Strecke: EXTREM, 72 km 2640 Hm

Start 9.30 Uhr! Auf Asphalt geht es raus aus Puchberg, Tempo ist gut, nicht so heavy wie bei XC-Rennen. Puls so zw. 155 und 160.

Sicher zu hoch für mich und nicht das was ich mir vorgenommen hab. Aber ich denke mir, ich bin nicht außer Atem und fühle mich gut dabei, also glühe ich weiter.

Hab beim 1. Downhill (Steine, Wurzeln, Löcher also total ruppig) Angst die Trinkflaschen zu verlieren, und da war es auch schon geschehen. Die Jumbo-Flasche springt raus. Stop, Flasche holen, denn die werde ich sicher noch brauchen. Mist: Tacho ist futsch. Na toll, der HAC4 (Pulsmesser, Höhenmesser, Tacho, Stoppuhr, usw.) gibt mir auch nur Puls und Höhenmeter da die Tachofunktion gestört ist. Jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich kilometermäßig stehe. Ich bin richtig angefressen, aber was soll’s.

Verliere ca. 1-2 Minuten, da ich ein zweites Mal zurück gehe, den Tacho zu suchen. Fort ist fort.

Also geht’s weiter, und der Ärger verschwindet bald. Fühle mich gut. Vor der 2. Labestation ca. bei Km 25 wird ein Höllentempo auf einem Schotterweg gefahren. Ich schließe zu einer Gruppe auf und hänge mich hinten rein. Kurze Zeit mache auch ich etwas Führungsarbeit, wie sich’s eben gehört. Die 2. Labe ist da (die 1., bei der ich stehen bleibe), alles muss schnell gehen.

Es folgt der erste lange Anstieg rauf entlang der Schneebergbahn. Mir geht es gut, und ich fahre noch immer mit einem Puls von über 150. Frage mich ob ich das aushalten kann, aber fahre weiter so. Vis à vis glühen schon die Ersten wieder ins Tal. Eine Zugsgarnitur der Schneebergbahn überholt mich, und die Fahrgäste winken freundlich den verschwitzten Bikern zu.

Der Downhill entlang der Schneebergbahn ist ein Wahnsinn. Ca. alle 50m eine Querrinne, die ersten überspringe ich, das wird aber auch fad bzw. raubt Kraft, und ich fühle mich nicht so sicher dabei auf Dauer. Ich fahre also voll drüber, dabei wird mein Körper zum Ganzkörperstoßdämpfer, und das ist auch nicht ohne. Mit geschätzten 50 Sachen geht‘s den grobschottrigen Weg wieder zu Tale. Ich überhole einige Fahrer und werde auch 1mal überholt.

3. Labe, Banane, Vöslauer und weiter geht’s.

Kurz nach der Labe werden wir von den Führenden der kurzen Strecke überholt, sehe und grüße Thomas Forstmayr. Der nächste Anstieg ist weitgehend gut zu fahren, ich fühle mich immer noch gut und rätsle so vor mich über den möglichen Kilometerstand hin und her. Die einzige Orientierung ist der Höhenmesse, aber auf Grund der Streckenänderung gegenüber der Ausschreibung bin ich auch nicht sicher über meine Einschätzung. Beim Uhrstand 2:50 h spüre ich erstmals, dass ich Tempo zurück nehmen sollte. Die Sehnen im Oberschenkel nahe dem Knie ziehen etwas.

Aus dem Ziehen werden bald im rechten Fuß Krämpfe. Das ist kurz vor der vorletzten Labestation. Bin offenbar zu schnell losgefahren.

Hubschraubereinsatz! Ein Christophorus schwebt über mir und setzt zur Landung an. Hoffentlich nix Schlimmes denke ich. (Der Rennleiter, Viktor Casny, sagt mir später im Ziel, dass lt. Rotem Kreuz 10 Verletzte ins Spital gebracht wurden, Schock. Hoffentlich war das übertrieben)

Vorletzte Labestation: Orangen, ½ Banane, Powerbar und Wasser werden aufgenommen. Erstmals nehme ich mir auch wirklich Zeit zur Verpflegungsaufnahme. Ein handgemaltes Plakat gibt Auskunft über die noch zu bewältigende Strecke. 15 + 10 km! Ich packe es nicht. Im Nachhinein ist klar, das war etwas übertrieben, in der Rennsituation wäre eine korrekte Angabe aber sicher wünschenswert gewesen.

Mein Ziel, unter 5 h zu bleiben, scheint irgendwie noch realistisch, soferne die Haxn nicht krampft.

Nach der Labestation geht’s vorerst ohne Krämpfe weiter. Aber nach der Schiebepassage beim Sessellift geht’s wieder langsam los mit den Krämpfen. Das letzte Stück beim Sessellift, das an sich gut fahrbar ist, muss ich schieben, da nach dem ersten Mal kurbeln schon wieder ein Krampf da ist. Erinnerungen an den Wien-Marathon 1998 werden wach, wo ich für die letzten 3 km 25 min. benötigte und dauernd wegen Krämpfen stehen bleiben musste. Es gibt aber hier einen kleinen Unterschied zum Wienmarathon: Erst 2/3 der Distanz habe ich hinter mir, in Wien waren es bereits über 90%.

Ziemliche Scheiße, denke kurz daran wie das wäre, wenn ich aufgeben müsste. Verwerfe die Gedanken umgehend und beginne, mich sofort positiv zu motivieren und rede mit ständig ein: "Du schaffst es!" Ich singe es mir vor, ich sage es mir vor, ich stelle es mir vor. Ich weiß nicht wie oft, ist auch egal, Hauptsache es hat geholfen.

Nach einem längeren Downhillabschnitt fühle ich mich besser. Das stehend Fahren habe ich als Dehnungsübung genutzt. Am nächsten Anstieg geht’s wieder einigermaßen, muss aber extrem langsam fahren, Dodelwinde (1.Gang) und so um 136-140 Puls. Immer wieder überhole ich "Biketouristen", also Kurzdistanzfahrer, die etwas gemütlicher unterwegs sind als ich mit meinen Problemen. Eigentlich fühle ich mich nicht ausgepumpt, aber die rechte Haxn will eben nicht g'scheit.

Letzte Labestation. Noch 7 km sagt eines der Mädls, das schaffe ich, sage ich mir. Langsam geht‘s den letzten Anstieg bergauf, werde nochmals überholt (Nr. 104). Beim folgenden Downhill habe ich den Kollegen aber bald wieder (wurde insgesamt nur 3 Mal beim Runterfahren überholt!) und fahre einen kleinen Vorsprung heraus. Die Downhilltechnik die ich mir im Appelcup angeeignet hab, bringt mir, gegen sonst gleich starke Fahrer, wirkliche Vorteile! Eine Schrecksekunde: Eine Linkskurve wird mir zu eng, mich zaubert´s gewaltig, aber irgendwie bringt mich doch nichts vom Bike. Ehrlich, da hab ich ein bisschen Glück gehabt.

Am letzten Stück nach Puchberg auf Asphalt holt mich der Biker Nr. 104 wieder ein. Er bleibt in meinem Windschatten, nach einer Weile rolle ich nur mehr, und lasse ihn überholen. Klar hänge ich mich hinten rein und kann sein Tempo halten. Das spielt schon alles in Puchberg. Beim Bahnübergang, so ca. 500 m vorm Ziel will ich es wissen und gebe Gas, aber der Kollege Nr. 104 will oder kann nicht mit. Bleiben 7 sek. Vorsprung in einem "Nebenschauplatzpersönlicheregowettkampf". Im Ziel geben wir uns die Hand und freuen uns gemeinsam, dass wir es hinter uns haben. 4h 50min ist meine Gesamtfahrzeit 80. Platz von ca. 170 gestarteten Fahrern und 134 Finishern.

Ich habe mein gestecktes Ziel also erreicht und bin sehr zufrieden mit mir.

Fazit:

Positiv: Mörder tolles Wetter, tolles Panorama, selektive Strecke, sehr gute Versorgung an der Strecke (vor allem die Vöslauer Plastikflaschen waren praktisch), gute Stimmung, viele nette Fahrer.

Nicht unbedingt meines: Die Schotterwegdownhills mit den Querrinnen und Uphills auf losem Untergrund sagen mir persönlich nicht sehr zu, aber damit kann ich sicher leben.

Ein schöner Renntag! Ich danke Gott dafür, dass ich diesen Tag erleben durfte und gesund heimgekommen bin.

Paul Richter, 18.6.2000


Bericht von Andi Bichl über den Vienna-City-Marathon 2000
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Startnummer 670, relativ niedrig für über 20.000 Läufer beim Vienna City Marathon am 21. Mai 2000. Der Entschluß zur Teilnahme wurde ja auch schon im Sommer vorigen Jahres gefällt und dementsprechend früh erfolgte die Anmeldung. Den ganzen Winter über fleißig trainiert, stand ich nun am Start und hatte trotzdem noch immer eine gehörige Portion Respekt vor den 42.195 Metern, die es nun zu bewältigen galt.
Startschuß. Erst nach drei Minuten erreichte ich die Startlinie, obwohl es aufgrund der gigantischen Läufermasse ohnehin zwei Startblöcke gab. Abtasten der ersten Kilometer, Blick auf die Uhr. Puls mit 155 okay, Kilometerzeit von circa 6 Minuten im vorgenommenen Bereich. Es ist ein sonderbares und doch zugleich großartiges Gefühl ein Teil dieses farbenprächtigen "Wurmes'' zu sein, der sich nun durch die Straßen Wiens, vorbei an fast allen Sehenswürdigkeiten, die die Stadt zu bieten hat, schlängelt.
Allerdings stellte sich bei Kilometer 10 das erste Problem ein, womit die Hoffnung auf einen schmerzfreien Lauf zumindest bis zur Halbmarathon--Distanz dahin war. Doch die Schmerzen im rechten Hüftgelenk wurden alsbald von jenen der Blasen am linken Fuß übertroffen. Diese Folge der Ablösung von alten "Problemchen'' durch neue "Problemchen'' sollte sich während des Marathons als völlig normal herausstellen und irgendwann ab Kilometer 30 denkt man sowieso nicht mehr darüber nach. Mein Bruder, der mir bis Kilometer 15 ein treuer Wegbegleiter war, "verabschiedete'' sich bei der dritten Versorgungsstelle von mir, da er einerseits ein höheres Tempo anschlug (er erreichte eine Endzeit von 4:19:08) und andererseits seine "Aufenthaltszeiten'', verursacht durch Isodrink- und Bananenaufnahme, doch um einiges kürzer waren als die meinen. Ich habe es bis dato nicht gelernt, während des Laufens zu trinken, geschweige denn zu essen.
Halbmarathon. 2:11:01. Die Hälfte der Strecke liegt hinter mir. 5 Minuten langsamer als geplant. Vorgenommene Endzeit von 4:15 ade. Und noch immer so verdammt weit. Bei Kilometer 23 Erreichen der Prater Hauptallee. Links die Läufer, die den Prater noch vor sich haben, und rechts die Glücklichen, bereits das Ziel vor Augen. Einer unter ihnen, Allan, ein erfahrener Marathoni aus Großbritannien, kennengelernt durch zwei Freundinnen von mir, kam mir mit dem Ruf "Andy, keep going!'' entgegen, was mir enormen Auftrieb gab für die letzten Kilometer. Angefeuert zu werden von jemandem, der selbst die bereits bewältigte Strecke in den Beinen hat, zeugt von großer Selbstlosigkeit.
Das Riesenrad. Sehr beeindruckend, aber nicht heute. Heute ging es nur um eins, um's durchkommen! Aus etlichen Gesprächen mit verschiedenen Marathonis wußte ich, daß hier der "Mann mit dem Hammer'' auf dich wartet. Doch zum Glück hat er mich wohl verfehlt, denn meine Kilometerzeiten wurden zwar immer schlechter, doch der totale Einbruch blieb aus. Mit Sicherheit ist das auch zurückzuführen auf die großartige Unterstützung meiner Eltern und meiner Schwester samt Freund, die immer mit einer Flasche Wasser am Straßenrand standen und ein paar aufmunternde Worte für mich übrig hatten.
Endorphinschub vor dem Lusthaus, der mich mit dem Gedanken spielen ließ, meine Kilometerzeiten zu steigern. Doch nach dem Lusthaus, ''Was soll's, durchkommen ist alles!'' Raus aus dem Prater und rein in die pralle Sonne, die nun doch stärker als erwartet wurde. Im großen und ganzen muß man dem Wettergott allerdings ein großes Lob aussprechen.
Verbleibende Kilometerzahl jetzt einstellig. Alles spielt sich nur noch im Kopf ab. Jetzt nur nicht stehen bleiben, wie so viele andere. Ich wäre danach nie wieder weitergelaufen.
Der Ring. Jetzt kann nichts mehr passieren, denn ich wußte, wenn ich den Ring erreiche, dann bin ich auch im Ziel. Mobilisierung der letzten Kräfte für den Schlußsprint und dann durch's Ziel. 4:37:47. Man muß schon selbst einen Marathon laufen, um das Gefühl nachempfinden zu können, das einem in diesem Moment überkommt. Einfach unbeschreiblich. Ich habe die gleiche Strecke bewältigt, wie einst Pheidippides, der von Marathon nach Athen gelaufen ist, um den Sieg der Athener über die Perser zu verkünden. Er ist zwar ein Mythos, aber der heutige Tag ist absolut real.  "Yes, I did it!''